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Die Weltmeisterschaften in Schach fanden im Dezember ohne die Titelverteidigerin statt – wegen Verletzung der Frauenrechte

Die Weltmeisterschaften in Schach fanden im Dezember ohne die Titelverteidigerin statt – wegen Verletzung der Frauenrechte

Anna Musytschuk kennt sich mit Regeln im Schach gut aus. Zwei Goldmedaillen konnte sie noch vor einem Jahr mit nach Hause nehmen. Sie gewann damals die WM-Titel im Blitz- und Schnellschach und nun, ein Jahr später, hätte die 27-Jährige versuchen können, das Ganze zu wiederholen. Sie hätte beweisen können, dass sie immer noch die Beste ist. Doch die Bedingungen, die so eine WM prägen, waren nun ganz andere.

“In ein paar Tagen werde ich zwei WM-Titel verlieren”, schrieb Musytschuk kurz vor Weihnachten auf ihrer Facebook-Seite, “einen nach dem anderen.” Das Turnier fand Ende letzten Jahres in Riad in Saudi-Arabien statt, allerdings ohne die Titelträgerin. Sie boykottierte die WM wegen der Missachtung von Frauenrechten, sie wollte nicht “nach den Regeln von jemandem spielen, der ihr ein Kopftuch vorschreibt”, wie auch, das Haus nur in Begleitung verlassen zu dürfen. Und überhaupt: “Ich wollte mich nicht wie ein Wesen zweiter Klasse behandeln lassen”, sagt sie.

Der Weltschachbund hatte den Organisator im Vorfeld der WM noch zu Gesprächen bewegen können, in denen zumindest eine Regel gelockert wurde: Verschleierung mussten die Teilnehmerinnen dann doch nicht tragen, wenn sie ihre Partien spielten, für weitere Aktivitäten in der Öffentlichkeit wurden ihnen allerdings Abayas ausgehändigt. Bei der vorherigen WM im Teheran – sie fanden im Frühjahr nach der vorletzten Blitzschach-WM statt – gab es auch eine Kopftuchpflicht, auch Musytschuk spielte mit. Offenbar war dies ein prägendes Ereignis.

Visa-Probleme für Spieler aus Katar, Israel und dem Iran

Sie hätte bei der WM mehr Geld verdienen können als bei einem Dutzend anderer Turniere zusammen, schrieb Musytschuk, zwei Millionen Dollar Preisgeld wurden insgesamt vergeben. Es sollte aber unterstreichen, wie ernst der Ukrainerin die moralische Dimension ist, “Das Ärgerlichste ist, dass es niemanden zu stören schien”, sagt sie. Ihre jüngere Schwester Marija ist Schachprofi und verzichtete ebenfalls auf eine Teilnahme, “ich war froh, dass wir uns da einig sind”, schrieb Musytschuk.

Auch Hikaru Nakamura, amerikanischer Schachgrossmeister, verzichtete auf eine Teilnahme und schrieb bei Twitter: “Eine Schach-WM dort auszurichten, wo wesentliche Menschenrechte nicht geachtet werden, ist der Horror. Schach ist ein Spiel, bei dem unterschiedliche Menschen zusammenkommen können und keines, das Leute trennt wegen ihrer Religion oder Abstammung.” Nicht nur die missachteten Frauenrechte sind ein Problem, auch politische Zerwürfnisse und der Umgang mit vermeintlichen Gegnern. Spieler aus Katar, Israel und dem Iran stritten sich lange um ein Visum – oder versuchten es erst gar nicht. Die israelischen Sportler hatten keine Visa bekommen.

Bild Anna Musytschuk

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