«Once Upon a Time in Hollywood» und die starken Frauen
Es wird ein spezieller Film in vielerlei Hinsicht sein, der im August 2019 in die europäischen Kinos kommt. «Once Upon a Time in Hollywood» rückt die Geschichte um die Manson Morde ins Licht. Für den Film arbeitet Drehbuchautor und Regisseur Quentin Tarantino mit einem hochkarätigen Cast. Er hat sich zudem Lena Dunham geholt – jene Autorin, die mit der Comedy-TV-Serie «Girls» mit autobiografischen Elementen auftrumpfte.
Die Serie «Girls» wurde von Kritikern gelobt und brachte mehrere Nominierungen für Filmpreise ein. Sie wurde im Jahr 2012 mit dem Emmy für die beste Comedy-Serie und 2013 mit zwei Golden Globes belohnt. Lena Dunham hatte die Serie inspiriert und mit autobiografischen Inhalten versehen. Und sie spielte auch selbst die Hauptrolle der Hannah Horvath. Sie erzählte in ihrer Rolle vom Wegfallen der Unterstützung durch die Eltern nach dem College-Abschluss und dem Versuch, als aufstrebende Autorin in New York Fuss zu fassen – alles in allem erzählte sie die Geschichte einer starken und stolzen jungen Frau, die überhaupt nicht perfekt ist, schon gar nicht, was ihre Erscheinung betrifft.
Mit der Tochter des «Pulp Fiction»- und «Kill Bill»-Stars Uma Thurmann hat sich Tarantino die junge Nachwuchsschauspielerin Maya Hawke in den Cast geholt. Die erst zwanzigjährige Hawke debüttierte im dreiteiligen Film «LittleWomen» als burschikose Jo March, die sich bei ihrer reichen Tante als Gesellschafterin engagiert, um ihren Traum zu erfüllen, Schriftstellerin zu werden, eine Rolle, die im Jahr 1933 Superstar Katherine Hepburn verkörperte.
Eine erstaunliche Persönlichkeit ist sicher die von Quarantino ebenfalls engagierte Australierin Margot Robbie (geboren 1990), plant sie doch Shakespeare aus weiblicher Sicht zu erzählen. Sie engagiert sich besonders in der Förderung junger, weiblicher Nachwuchstalente und leitet seit vier Jahren ihre eigene Firma LuckyChap Entertainment. Im Film Once Upon A Time in Hollywood verkörpert sie das Mordopfer Sharon Tate. Kleines Detail am Rande: Sharon Tate war mit Regisseur Roman Polanski verheiratet, mehrfach wegen Vergewaltigung, teils Minderjähriger, angeklagt – Stichwort #MeToo.
Das Stichwort #MeToo hat übrigens sicher auch Quentin Tarantino inspiriert. Er ist einer jener Persönlichkeiten, die gestanden, von Harvey Weinsteins sexuellen Belästigungen gewusst, als Freund aber darüber hinweggesehen zu haben, ohne sich aber des Ausmasses bewusst gewesen zu sein. Tarantion distanzierte sich gleich nach Bekanntwerden der Affäre mit dem Statement, er sei «erstaunt und erschüttert über die Offenbarungen, die über Harvey Weinstein, meinen Freund seit 25 Jahren, ans Licht gekommen sind». Er bat um einige Tage Zeit, «um meinen Schmerz, meine Emotionen, meine Wut und meine Erinnerungen zu sortieren», bevor er sich äussern könne.
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Bild Once Upon A Time in Hollywood
Martin Zopick
Quentin Tarantino hat ein ironisches Gesellschaftsbild der Schickimicki Welt in Hollywood gemacht und kleidete es wohl bewusst in die Form eines Märchens (siehe Titel), in dessen Mittelpunkt Rick Dalton! (Leonardo Di Caprio) und Cliff (Brad Pitt) stehen. Beide machen einen herausragend überzeugenden Job.
Szenen aus gerade gedrehten Filmen wechseln mit Ausschnitten aus dem Privatleben der Stars. Rick vertritt die Schauspielkollegen und ist auf dem absteigenden Ast. Er bringt mit seinem Auftritt in einem Western sogar echte Emotionen ins Spiel. Sein Kumpel Cliff ist als Stuntman und Faktotum von Rick eher von der Hau-Drauf-Fraktion. Tarantino benutzt sowohl Dialogwitz (‘Das kann dauern… bis der Papst evangelisch wird‘) als auch Situationskomik, wenn Cliff (Brad Pitt) z.B. die junge, frühreife Anhalterin Pussycat (Margaret Qualley) mitnimmt, die ihm anbietet im Auto einen zu blasen oder wenn Rick die Margeritas direkt aus dem Mixer säuft.
Lange Zeit hat Cliff ein verschmitztes, jungenhaftes Grinsen im Gesicht, das wohl Tarantinos Einstellung zum Film wiederspiegeln könnte. Und er hat sich damit im Milieu nicht nur Freunde gemacht. Manche Stars gibt er sogar der Lächerlichkeit preis, wie z.B. Bruce Lee (Mike Moh) mit seinen Quiek Lauten vor einem Angriff oder Sharon Tate (Margot Robbie), die in ihrer ganzen unbedarften Selbstverliebtheit nur in Filme geht, in denen sie selber mitgespielt hat. Gelungene Szenen wechseln sich mit misslungenen ab. Bevor alles auf den Gipfel des Films zusteuert. Man kennt alle Beteiligten, die Manson Bande bricht zum Killen der Piggies auf. Ob aus Versehen oder Absicht bleibt offen. Statt an Sharon Tate geraten sie an Cliff und seinen Pitbull, der mit der Bande Schlitten fährt. Rick erledigt den Rest mit dem Flammenwerfer. Dieses Finale ist ein für Tarantino typisches Massaker – eine Anhäufung von Brutalitäten, was vor allem das jüngere Publikum mit johlendem Applaus quittiert. Unterm Strich gibt es hier Licht und Schatten.