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Vom Frauentag und geschichtsträchtigen Büchern und Medien

Der Internationale Frauentag ist eine Errungenschaft für die Frau. Entstanden ist er während des Ersten Weltkrieges, als die Frauen täglich ihren «Mann» standen und den Alltag bewältigten, während die Männer grossenteils an der Front waren. Damals forderten emanzipierte Frauen erstmals mit Nachdruck das Wahlrecht ein. Der 8. März ist deshalb nicht nur der Tag der Rechte der Frau, sondern auch jener des Weltfriedens, denn die Frauen haben letztlich den Weltfrieden in ihrer Hand. Wer nämlich, wenn nicht die Frauen, sollte den Weltfrieden richten?

 

Es war Clara Zetkin, die an der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 in Kopenhagen einen Frauentag forderte. In Amerika gab es schon mehrere Jahre solche Bestrebungen. Von dort hatte sie auch die Idee. 1909 wurde in Amerika bereits der erste Frauentag gefeiert – mit grossem Erfolg. Den damaligen Forderungen nach einem Wahlrecht, schlossen sich vermehrt auch die bürgerlichen Frauen an. Kein Wunder also, dass Clara Zetkin auch in Kopenhagen den Beschluss eines Internationalen Frauentages durchbrachte. Am 19. März 1911 wurde er dann erstmals begangen, doch nicht nur in Dänemark, sondern auch in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Ungarn – ein erster grosser Erfolg. Mit dem Datum sollte, nur einen Tag nach dem Gedenktag der gefallenen Soldaten der Märzrevolution von 1848, der revolutionäre Hintergrund betont werden. So beliebt auch die folgenden Frauentage waren, so viele Gegner hatten sie auch.

Streik der Arbeiterinnen und Soldatenfrauen

Am 8. März 1917 streikten nicht nur die Arbeiter- und Soldatenfrauen in St. Petersburg, sondern auch erstmals die Bäuerinnen des armen Stadtviertels. Damit wurde die Februarrevolution ausgelöst. Zu Ehren der mutigen Frauen wurde vier Jahre danach an der Internationalen Konferenz der kommunistischen Frauen in Moskau der 8. März als Internationaler Frauentag eingeführt. Zwischen 1933 und 1945 war er offiziell verboten. Dafür wurde der Muttertag als Ehrentag der Frauen gefeiert. Man fand, er passe besser zum Ideal der nationalsozialistischen Frauen und Mütter. Aktionen fanden aber trotzdem an verschiedenen Orten statt.

Gleichstellung in allen Bereichen gefordert

In der Schweiz war es Iris von Roten, eine Juristin, Journalistin und Frauenrechtlerin, die eine bedeutsame Rolle für die Gleichberechtigung der Frauen spielte. Die im Jahr 1917 in Basel geborene Frau, wollte schon als Kind nicht nur Hausfrau und Mutter werden. Vielmehr wollte sie etwas bewegen – so wie es die Männer taten. Natürlich wollte sie auch nicht nur die Ehefrau ihres Ehemannes spielen, sondern die Anwaltskanzlei gemeinsam mit ihm führen. Sie beharrte darum auf Gleichberechtigung in der beruflichen Partnerschaft und auf Selbstbestimmung in der Ehe. Dass sie immer wieder als Sekretärin ihres Mannes angesprochen wurde, trieb Iris Roten in ihrem Kampf um Gleichstellung immer mehr an.

Als  “Frauen im Laufgitter” gehalten wurden 

Simone de Beauvoirs Buch «Das andere Geschlecht» inspirierte die intelligente Frau sehr, besonders auch, als sie als Journalistin für die Zeitschrift «Schweizer Frauenblatt» wirkte. Ihr eigenes Buch «Frauen im Laufgitter» erhielt bitterböse Reaktionen und wurde besonders auch von Frauen kritisiert. Das Werk wurde später sogar dafür verantwortlich gemacht, dass die Abstimmung für das Frauenstimm- und –wahlrecht im Jahr 1959 abgelehnt wurde. Dabei waren es natürlich die Männer, die abstimmten, denn die Frauen durften es ja gar noch nicht, während besonders die Frauen sich am Buch Rotens aufregten.

Auch in der heutigen Zeit hat das Buch von Iris Roten noch Aktualität. Die Autorin forderte nämlich eine vollständige wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen und ein selbstbestimmtes Leben. Dahinter steckte der Gedanke, dass Mädchen und Frauen nur geschützt seien, wenn sie auch finanziell unabhängig wären. Roten analysierte akribisch die Rolle der Frau in der Schweiz, vom Manne abhängig und entmündigt. Roten ging so weit, dass sie eine vollständige Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen forderte. Die Forderung nach sexueller Freiheit der Frau, stiess bei traditionell denkenden Männern und Frauen damals besonders sauer auf.

Frauen als Haus- und Herhalterinnen und Dienerinnen

Das Rollenbild der Frauen als Haus- und Herhalterinnen, als Erzieherinnen, Dienerinnen und Dienstleisterinnen sollte der gleichberechtigten Partnerin Platz machen. Nur wenn Frauen und Männer die Erziehungsarbeit teilten, sei die Atmosphäre des Familienlebens gesund, so die Ansicht der Vorreiterin. Iris Roten sollte leider niemals erleben, wie weit sie der Zukunft voraus war und wie richtig sie mit ihren Forderungen lag. Freiwillig schied sie aus dem Leben, zerbrochen an ihrem Kampf. Ihr Buch, das noch zu ihren Lebzeiten innerhalb weniger Tage verkauft wurde und doch nichts zu ändern schien, wurde 1991 neu aufgelegt und erzielte dann den Erfolg, den die Autorin zu Lebzeiten verdient hätte.

Esther Vilar sah den Mann von der Frau unterdrückt

Mit dem Erscheinen von Esther Vilars “dressiertem Mann” ging im Jahr 1971 ein Aufschrei durch die Welt. Anders als die bisherigen Frauen, sah sie den Mann durch die Frau unterdrückt. Anfeindungen, Kontroversen, körperliche Angriffe und gar Morddrohungen waren die Antwort der Frauen, während die Männer über Vilars Buch frohlockten und sich bestätigt fühlten. Es gab keinen Ausweg für Vilar, als Deutschland wieder zu verlassen. Doch sie schrieb noch weitere Bücher und Theaterstücke, die aber alle wenig Beachtung fanden  – Bücher gegen die Lesben, die heterosexuelle Frauen verführen und gegen die feministische Bewegung, die Männer entmannt und Frauen verhärtet. Das TV-Duell mit Alice Schwarzer, die damals als Vertreterin der Frauenbewegung besonders in Erscheinung trat, wurde kontrovers diskutiert. Der Spiegel nannte Vilar eine «modisch-populäre Manneshelferin im Geschlechterkampf».

Die Sehnsucht, die Verantwortung in männliche Hände zu legen

Es wurde zwar nicht klar, wer als Siegerin aus der «Fernsehschlacht des Jahres» hervorgegangen war, doch die Zeit der Esther Vilar war zum grösstenTeil vorbei, während der Stern von Alice Schwarzer immer mehr erstrahlte. Nicht alle Ideen Vilars kamen schlecht an.  Im Buch «Die Fünf-Stunden-Gesellschaft» (vergriffen) schrieb sie über ein partnerschaftliches Arbeitszeitmodell, das die Arbeit und Familienarbeit gerecht auf beide Partner verteilen sollte. Ihren wahren Hintergrund, Bücher über «Frauenthemen» zu schreiben, beschrieb sie aber im Werk «Die Angst vor der Freiheit» (ebenfalls nicht mehr erhältlich). «Die Sehnsucht, alle persönliche Verantwortung in die Hände eines anderen zu legen, sich aus freien Stücken dessen Befehlen zu beugen – war von jeher das Thema meiner schriftstellerischen Arbeit und wird wohl bis zuletzt irgendwie bestimmend für sie bleiben», schrieb Vilar am Ende ihrer schriftstellerischen Karriere über ihr Werk.

Fortsetzung folgt!

Buchtipps

– Clara Zetkin, Bürgerlichkeit und Marxismus. Eine Biographie Tanja Puschnerat, ISBN 10:3-89861-200-7, Oktober 2003, Klartext Verlag

– Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau Simone de Beauvoir, ISBN 10:3-499-22785-1, August 2000, Rowohlt Taschenbuch

– Simone de Beauvoir und «Das andere Geschlecht». Einfluss und Wirkung auf die französische Frauenbewegung 1970 – 1975 Hanna Gieffers, ISBN 10:3-639-45640-8, November 2012, AV Akademikerverlag

– Frauen im Laufgitter. Offene Worte zur Stellung der Frau Iris Roten, ISBN 10:3-905561-99-9, August 2014, 6. Auflage, Efef Verlag AG

– Eine Frau kommt zu früh. Das Leben der Iris von Roten. Yvonne-Denise Köchli, ISBN 13:978-3855041428, 1992,  Taschenbuch, Amazon Verlag

– Der dressierte Mann / Das polygame Geschlecht / Das Ende der Dressur Eshter Vilar, ISBN 10:3-423-36134-4, Dezember 1998, Verlag dtv

– Der kleine Unterschied und seine grossen Folgen. Frauen über sich. Beginn einer Befreiung Alice Schwarzer, ISBN 10:3-596-15446-4, September 2002, Fischer Taschenbuch Verlag

– Die Frau in den 1970ern zwischen Esther Vilar und Alice Schwarzer. Eine Gegenüberstellung von «Der dressierte Mann» und «Der kleine Unterschied» Gabriela Augustin, ISBN 10:3-656-49206-9, September 2013, GRIN Verlag GmbH

Mit der «Fernsehschlacht des Jahres» zwischen Alice Schwarzer und Esther Vilar wurde TV-Geschichte geschrieben. Unter dem folgenden Link erinnert sich Alice Schwarzer daran. Der Fernsehauftritt wurde zu einem wichtigen und unvergesslichen Meilenstein der Frauengeschichte und ist es bis zum heutigen Tag.

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Clara Zetkin war eine grosse Freundin Lenins. Die sozialistische Frauenrechtlerin gilt als "Mutter des Frauentages".

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