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Vom Männerclub zur Frauenpower – Frauen im Stände- und Nationalrat

Vom Männerclub zur Frauenpower – Frauen im Stände- und Nationalrat

Einige Kantone haben noch nie eine Frau nach Bern geschickt, doch in allen sind die Frauen massiv untervertreten. Nun sieht es aber immer mehr danach aus, als könnte es doch etwas aufwärts gehen.

Nimmt man die Ständeratswahlen, bietet sich vorerst ein tristes Bild. Sechs der sieben amtierenden Ständerätinnen treten für die Wahlen im Oktober nicht mehr an. Einzig die Thurgauerin Brigitte Häberli-Koller (CVP) will es nochmals wissen. So täte es doppelt gut, wenn die einzige St. Galler Ständeratskandidatin Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) den freien Sitz ihrer Parteikollegin Karin Keller-Sutter übernehmen könnte. Sie würde sich zudem mit ihrer Wahl am 19. Mai nahtlos in eine Tradition einreihen. Seit 1995 ist nämlich einer der St. Galler Ständeratssitze ununterbrochen in freisinniger Frauenhand. Erika Forster-Vannini amtete während vier Amtsdauern und wurde 2011 von Karin Keller-Sutter abgelöst, die im Dezember 2018 zur Bundesrätin gewählt worden ist.

Nicht alle Kantone handhaben die Wahl ihrer Kantonsvertretungen gleich, allerdings werden 45 der insgesamt 46 für vier Jahre gewählt. In Appenzell Innerrhoden wählt die Landsgemeinde ihre Vertretung jeweils im April vor den Nationalratswahlen. Und weil der Halbkanton nur einen Sitz besetzt, wurde bisher noch nie eine Frau als Ständevertretung nach Bern geschickt. In den Kantonen Jura und Neuenburg gibt es Proporz-, in den anderen Kantonen Mayorzwahlen. Der Kanton Glarus legt eine Alterslimite fest und schickt Standesvertretungen mit Vollendung des 65. Lebensjahres per folgender Landsgemeinde im Juni in Pension. Und jurassische Ständevertretungen können nur zwei Mal nacheinander wiedergewählt werden.

Im Nationalrat liegt der Frauenanteil bei einem Drittel, wobei es auch sehr darauf ankommt, für welche Partei eine Frau politisiert. Nur jeder fünfte Sitz der Liberalen ist in Frauenhand. Sieben von 28 Sitzen sind es bei der CVP. Die SP hält mit 58 Prozent Frauenanteil den einsamen Rekord. Und die EVP hatte bis vor Kurzem eine rein weibliche Besetzung im Nationalrat, doch kann dies nicht als repräsentativ angesehen werden, weil sie insgesamt nur zwei Mandate stellt. Eine Studie beweist, dass die Wählerschaft nicht bloss die Männer bevorzugt, sondern mehr und mehr auch Frauen wählt, besonders wenn Frauen Themen wie Natur- und Klimaschutz, Gesundheits- oder  Familienpolitik vertreten. Denn soviel ist bereits klar: Die Wahlen 2019 werden grüner, sozialer und auch weiblicher, wie repräsentative Wahlen im Kanton Zürich oder im Welschland beweisen. Waren es früher 3,5 mal höhere Wahlchancen für die Männer, liegen diese seit den letzten Wahlen bei nur noch 1,1 mal. Wichtig ist, dass Frauen sich der Wahl überhaupt stellen. Dies bewirken will die Aktion «Helvetia ruft!».

Eine Reihe prominenter Politikerinnen stellen sich den Herausforderungen und fordern die Ständeratskandidaten heraus. Und dies ist auch nötig, wenn bekannte Frauen wie Pascale Bruderer (SP/AG), Anita Fetz (SP/BS) oder Karin Keller-Sutter (FDP/SG) nicht mehr kandidieren. Im Kanton Uri will nun Heidi Z’graggen (CVP) einen Frauensitz ergattern. Sie bewährte sich bereits als Kandidatin für den Bundesrat. In Luzern tritt Nationalrätin Andrea Gmür als Kandidatin für den Ständeratssitz von Konrad Graber an.  In Basel-Stadt geht Finanzdirektorin Eva Herzog (SP) ins Rennen um den Sitz von Anita Fetz und in Basel-Landschaft will Nationalrätin Maya Graf in den Ring steigen, nebst der FDP-Kandidatin Daniela Schneeberger. Marianne Binder (CVP) trifft im Aargau auf eine starke rein männliche Konkurrenz, wobei in diesem Kanton beide Sitze frei werden. Die Grüne Regula Rytz bewirbt sich im Kanton Bern um einen Ständeratssitz und Lisa Mazzone von den Grünen, Céline Amaudruz von der SVP treten im Kanton Genf an, während sich in der Waadt die SP-Nationalrätin Ada Marra gegen männliche Konkurrenz bewährte und den Sitz ihrer Parteikollegin Géraldine Savary erben will.

Um nochmals auf die Ständeratsersatzwahlen im Kanton St. Gallen zurückzukommen: Susanne Vincenz-Stauffacher bringt wirklich alles mit, was es für ein Ständeratsmandat braucht. Die Juristin, Kantonsrätin und frühere Vizepräsidentin der FDP verfügt auch über viel Erfahrung im sozialen Bereich und ist zudem gut vernetzt. Sie könnte die Arbeit von Karin Keller-Sutter perfekt weiterführen.

Bild: FM1

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