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Petra Collins: junge Mädchen unverfälscht und ehrlich abgelichtet

Petra Collins: junge Mädchen unverfälscht und ehrlich abgelichtet

Sie machte schon als Kind Kunst. Aus ihrer bevorzugten Beschäftigung wurde eine Passion und schliesslich kam der Erfolg. Petra Collins ist nämlich keine Fotografin wie jede andere. Sie ärgert sich über gestellten Kitsch und fängt die Realität über das unperfekte Erscheinen ein.

Es sind Mädchen mit tränenverschmierten Gesichtern, denen die Mascara von den Augen herunterläuft. Es sind Teenager mit abgekauten Fingernägeln, mit Glitzerlack bemalt, die Handrücken mit Kritzeleien verschmiert und das Smartphone in Betrieb. Diese weniger komfortable Realität gehört nämlich zu den Heranwachsenden genauso wie das Styling.

Oft sind die Mädchen in intimeren Situationen eingefangen, manchmal mit Freundinnen herumalbernd und kichernd, nachdenklich und melancholisch und auch ernsthaft, weinend und traurig. Sie habe wohl schon Kunst gemacht, seit sie ein kleines Mädchen war, verrät die Künstlerin, die in Toronto aufwuchs und in Ontario das College of Art and Design besuchte.

In der Pubertät, als ihr Körper sich verändert habe, habe sie kein Selbstwertgefühl mehr gehabt und sei depressiv gewesen. Das junge Mädchen rutschte gar in eine Magersucht. «Ich glaube, jedes junge Mädchen findet sich in dieser Zeit hässlich», sagt Petra Collins.

Bilder von ihr in ihrer Jugendzeit hätten ihr gezeigt, wie sie sein könnte. Es sei nämlich gerade dies das Problem, dass man nicht sein könne, was man nicht selber an sich sehe. Auf den Fotos von sich, habe sie eine starke, junge Frau entdeckt, völlig ungefiltert. Und sie habe diese gar nicht so schlecht gefunden.

Heute zeigt die Künstlerin nicht nur sich, sondern auch andere Mädchen sehr intim. Sie sind auch immer mädchenhaft. Einige KritikerInnen fänden die Bilder sexistisch, doch gehe es ihr schliesslich darum, die Wahrheit zu zeigen – halt an Beispielen von jungen, heranwachsenden Mädchen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen.

Wenn es als Tabu gelte, dass junge Mädchen, sich schonungslos ehrlich zeigten, hätte man den Sinn ihrer Bilder nicht erkannt. Und es zeige auch, dass es viel zu wenig ehrliche Bilder über junge Mädchen gebe. Petra Collins bezeichnet sich als Feministin. Dies sei vor Jahren noch ein Tabu gewesen, doch heute bekennen sich Stars wie Beyoncé und Taylor Swift dazu.

«Es geht natürlich um mehr als darum, sich Feministin zu nennen. Ich sehe die Welt sozusagen durch eine feministische Linse. Gleichberechtigung sollte eine normale Sache sein», erzählt die Künstlerin. Mit ihrem Buchprojekt «Babe» hat sie sich weit aus dem Fenster gelehnt.

Sie hat sich dafür mit anderen Künsterlinnen zusammengetan, denn sie durchforste das Netz schon lange nach tollen Künsterinnen und vernetze sich mit ihnen. Manche der Künstlerinnen habe sie nie persönlich, sondern nur virtuell getroffen. Alexandra Marzella zum Beispiel zeige sich auf ungeschönte Weise in einer Situation, die man nicht gerne offenlege. Nakeva Brown arbeite mit vielen Tabus, sie mache die irgendwie ekligen Haarbilder, die abstiessen, aber eigentlich auch ganz  normal seien.

Einige Künstlerinnen zeigten schon sehr Privates von sich. Für sie selbst gehe es aber um die Sichtbarkeit des jungen Menschen. Ein «Babe» sei heute ein Mädchen, das stark sei, eine kreative, selbstbewusste und kluge junge Frau – also nichts Negatives. «Unsere Kultur ist so visuell. Wenn man sich da nicht repräsentiert sieht, bekommt man das Gefühl, es stimme mit einem etwas nicht», sagt Petra Collins, die selbst oft von anderen Künstlern wie Ryan McGinley fotografiert wird.

Lieber aber stehe sie hinter der Kamera, denn dort habe sie die ganze Kontrolle über ein Bild. Social Media habe die Kunst verändert, darum finde sie Instagram so gut. Doch es berge auch die Gefahr, dass man sich anpasse und anders darstelle, als man sei. Mit Selfies-Knipsen hat die Künstlerin auch heute noch Mühe. Es gelinge ihr einfach nicht.

Die junge Frau, die in Vogue, Purple Magazine, Wonderland Magazine, Elle, L’Officiel oder Dazed & Confused veröffentlicht und für Brands wie Levi’s, Cos, Calvin Klein oder Stella McCartney knipst, ist bereits mit 25 Jahren auf dem Zenit des Erfolges und wird sicher noch etliche Jahre mit ihrer Kunst Aufsehen erregen.

Bild aus dem Buch Babe, in dem Mädchen so dargestellt werden, wie sie wirklich sind.

Erfahren Sie mehr über Petra Collins!

Hier können Sie das Buch Babe bestellen!

Babe by Petra Collins (2015-05-01)

1. Mai 2015

Gebundene Ausgabe

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